Kurt Weill
Die Dreigroschenoper: Zuhälterballade
[MACHEATH, spoken]
Meine Damen, lange bevor mein Stern über dieser Stadt aufging, lebte ich in den dürftigsten Verhältnissen mit einer von Ihnen: Jenny, die mir die liebste war von den Mädchen. 
(sung)
In einer Zeit, die jetzt vergangen ist
Lebten wir schon zusammen, sie und ich
Die Zeit liegt fern wie hinter einem Rauch
Ich schützte sie, und sie ernährte mich
Es geht auch anders, doch so geht es auch
Und wenn ein Freier kam, kroch ich aus unserm Bett
Und drückte mich zu meinem Kirsch und war sehr nett
Und wenn er blechte, sprach ich zu ihm: „Herr
Wenn Sie mal wieder wollen - bitte sehr“
So hielten wir's ein gutes halbes Jahr
In dem Bordell, wo unser Haushalt war

[JENNY]
In jener Zeit, die jetzt vergangen ist
War er mein Freund und ich ein junges Ding
Und wenn kein Zaster war, hat er mich angehaucht
Da hieß es gleich: „Du, ich versetz dir deinen Ring“
Ein Ring, ganz gut, doch ohne geht es auch
Da wurde ich aber tückisch, na ja, weißte:
Ich fragt ihn manchmal direkt, was er sich erdreiste
Da hat er mir aber eins in's Zahnfleisch gelangt
Da bin ich manchmal direkt drauf erkrankt!
Das war so schön in diesem halben Jahr
In dem Bordell, wo unser Haushalt war
[MACHEATH & JENNY]
In jener Zeit, die jetzt vergangen ist

[MACHEATH]
Die aber doch nicht ganz so trüb wie jetzt war

[JENNY]
Wenn man auch nur bei Tag zusammenlag

[MACHEATH]
Da sie ja, wie gesagt, nachts meist besetzt war!
Nachts ist es üblich, doch geht's auch bei Tag

[JENNY]
War ich dann auch einmal hops von dir

[MACHEATH]
Da machten wir's dann so: Dann lag ich unter ihr

[JENNY]
Weil er das KInd nicht schon im Leib erdrücken wollte

[MACHEATH]
Das aber doch dann in die Binsen gehen sollte

[MACHEATH & JENNY]
Und dann war aus auch bald has halbe Jahr
In dem Bordell, wo unser Haushalt war
[AUSRUFER, spoken]
Die Huren verraten Macheath.